Digitale Kaufentscheidungsräume für Software (App Stores) pflegen mit den sogenannten Datenschutzlabeln ein Initiativkonzept zum besseren Verständnis von Datenschutzangaben. Jüngste Forschung zeigt jedoch, dass Nutzende aufgrund mangelnder Rezipierfähigkeit keinen Mehrwert aus den Labels ziehen. Gleichzeitig gilt das Privacy Paradox für digitale soziale Infrastruktur als erwiesen: Nutzende verhalten sich entgegen ihren datenschutzrechtlichen Bedenken. In dieser Auseinandersetzung wird ein Mangel an Wissen und intuitiver Veranlagung zum (ideologischen) Wert der eigenen Daten als Ursache unterstellt und als Lösungsvorschlag eine Ampelkennzeichnung (TLL) konzipiert, welche die informationsarchitektonischen Dimensionen der Datenschutzlabel Apples, bestehend aus Personenbezug, Verwendungszweck und Beschaffenheit erfasster Daten, unmittelbar visuell transportiert und zusätzlich über die Gesetzeskonformität eines Angebots informiert. Dazu werden mögliche menschengenerierte Datentypen im Sphärenmodell des Persönlichkeitsrechts verortet und so Gewichte abgeleitet, die im Verhältnis zu den anderen (gewichteten) Dimensionen ein Gesamtgewicht für ein Angebot erzeugen, welches wiederum die automatisierte Zuordnung eines Angebots zu einer Farbe des TLL ermöglicht. In einer ersten empirischen Evaluation wird der Versuch unternommen, diese Gewichtsverteilung in einer quantitativen Expert:innen-Befragung zu validieren. Im Ergebnis wird weiterführender Forschungsbedarf zur Sache feststellt und entsprechende Herangehensweisen diskutiert. In einer darauffolgenden Implementierung kann das Transformationspotenzial des erdachten Konzepts erfolgreich aufgezeigt werden, bevor in einer zweiten empirischen Evaluation der Effekt auf Nutzende untersucht wird (n=70). Dabei zeigt sich, dass das konzipierte TLL einen positiven Einfluss auf die handlungsspezifische Selbstwirksamkeit Datenschutzangaben korrekt interpretieren zu können hat und Nutzende den Ansatz begrüßen. So wird unter anderem geschlussfolgert, dass eine Ampelkennzeichnung, durch die breite Sensibilisierung gegenüber der individuellen Rolle im Geschäftsmodell von Digitalanbietenden, einen Beitrag im Angehen gesellschaftlicher Herausforderungen leisten kann, deren Ursprung (oder unkontrollierbare Symptome) in der Funktions- und Wirkweise vermeintlich kostenfreier digitaler Infrastruktur liegen.
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